Betriebsleben   |   07.08.2021

Die Herausforderung der Versicherer angesichts des Klimawandels

Sie heißen Dennis, Ciara oder auch Inès. Ob Stürme, Tornados oder Überschwemmungen, derartige Ereignisse im Zusammenhang mit dem Klimawandel treffen unsere Regionen immer öfter, fordern tausende Opfer, verursachen kolossale Sachschäden und betreffen die gesamte Bevölkerung. Für die Versicherer jedoch stellen sie eine ganz besondere Herausforderung dar, deren Rolle auf den Gebieten der Vorbeugung, Entschädigung und als gesellschaftliche Akteure heute wichtiger ist als je zuvor.

In den letzten Jahren war Luxemburg, wie auch der Rest der Welt, Schauplatz von immer heftigeren Klimaphänomenen jenseits von allem, was man bisher kannte. Angesichts des Klimawandels, der keine Theorie mehr ist, sondern ein Fakt, auf den sich die Menschheit einstellen muss, entwickelt sich ein neues Bewusstsein. Die Unterzeichnung des Pariser Klimaabkommens, das vorsieht, bis zum Jahr 2100 die Erderwärmung auf 2 °C in Bezug auf das vorindustrielle Niveau zu begrenzen, ist dessen Ausdruck.

Auch wenn jetzt Anstrengungen unternommen werden, um den Temperaturanstieg zu begrenzen, gibt es trotzdem eine Reihe von Ereignissen, die unser Leben durcheinander wirbeln. Im Juli d. J. haben Starkregenfälle in Luxemburg im Gebiet der Sauer, im Westen Deutschlands und in einigen Teilen Belgiens und der Niederlande, deren Wassermassen auf ihrem Weg nicht nur viele Häuser und materielle Güter mit sich gerissen haben, sondern leider auch etliche Menschenleben, viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen.

Von der Association des Compagnies d’Assurances du Luxembourg wurde der an den versicherten Wohnungen und Fahrzeugen verursachte Schaden auf 120 Millionen Euro geschätzt und als die kostspieligste Katastrophe in der Geschichte der luxemburgischen Versicherungen bezeichnet. Vom menschlichen Standpunkt aus sind die Schäden, zu denen Tote, auf immer verlorene Erinnerungen und zerstörte Lebensentwürfe gehören, unschätzbar.

Die Herausforderungen in diesem Zusammenhang sind kolossal, und zwar nicht nur für die von diesen Witterungserscheinungen, die in dieser Heftigkeit bislang unbekannt waren, betroffenen Personen, sondern auch für viele Beteiligte, die im Rahmen der Klimawende ihre Rolle zu erfüllen haben. Zum einen müssen die Staaten ihre öffentliche Infrastruktur überdenken und die Vorgaben für den Städtebau an diese Veränderungen anpassen. Zum anderen haben die Versicherer, die in diesen schwierigen Momenten mit als Erste an der Seite ihrer Kunden sind, ein Interesse daran, die gemeinschaftlichen Kraftanstrengungen zur Begrenzung der Erderwärmung zu unterstützen. Dafür verfügen sie über mehrere Handlungsoptionen, die von einer nachhaltigen Investitionspolitik über eine Anpassung ihrer Produkte und Dienstleistungen für ihre Kunden bis zu einer von Vorsicht getragenen Risikoübernahmepolitik reichen.

Für ein besseres Verständnis haben wir Réjane Pepek, Leiterin Schadensregulierung & Kundendienst bei Foyer, einige Fragen zum Thema Klimawandel aus der Sicht eines Versicherers gestellt:

Wie bewältigt man eine derartige Naturkatastrophe als Versicherer?

Réjane Pepek: Zunächst einmal wie bei jedem Schaden durch schnelles Reagieren, um den Kunden zur Hilfe zu kommen. Ich erinnere mich noch an den Tornado im Süden des Landes im Jahr 2019. Es war ein Freitagabend. Gleich nachdem der Tornado weitergezogen war und das ganze Wochenende lang waren unsere Agenten in Begleitung unserer Inspektoren vor Ort, um den Geschädigten zu helfen und erste Notfallmaßnahmen einzuleiten. Bei den Überschwemmungen von Juli d. J. wurde von unseren Mitarbeitern, Experten und Agenten dieselbe Energie aufgewandt, um unsere Kunden zu beruhigen, manchen von ihnen eine neue Bleibe zu verschaffen, die notwendigen Gutachten anzufertigen und alle Vorgänge entsprechend zu bearbeiten.

Inwieweit kann man derartige Ereignisse prognostizieren?

RP: Auch wenn man Hochwasser oder Überschwemmungen manchmal aufgrund von Warnungen des Wetterdienstes vorhersehen kann, passieren Katastrophen leider immer öfter plötzlich und ohne Vorankündigung. Dabei denke ich an die letzten Starkregenereignisse, die das Land getroffen haben, oder auch an den Tornado von 2019. In diesen Fällen war es quasi unmöglich, vorher zu wissen, dass so etwas passieren würde, was wiederum zeigt, wie wichtig Vorbeugung ist.

Aufgrund der Häufung von Naturkatastrophen in der letzten Zeit haben immer mehr Menschen eine Überschwemmungsversicherung abgeschlossen. Das ist ein hervorragender Reflex, den über 80 % unserer Kunden hatten, wofür ich ihnen danke. Neben dem Abschluss einer Versicherung können bestimmte Präventionsmaßnahmen sehr nützlich sein. Ich denke dabei z. B. daran, wichtige Unterlagen an einem sicheren Ort zu bringen, oder auch an den Einbau von Vorrichtungen, die das Zurückströmen von Wasser verhindern.

Welche Lehren kann man daraus für die Zukunft ziehen?

RP: Der Klimawandel ist auf dem Vormarsch, und kurzfristig wird sich daran leider auch nichts ändern. Ich denke aber, dass wir als Versicherer die Aufgabe haben, unsere Kunden nicht nur zu entschädigen, sondern sie auch bei Präventionsmaßnahmen zu begleiten. Vor diesem Hintergrund können die neuen Technologien in Verbindung mit den Daten, die wir über Risikozonen haben, wichtige Trümpfe sein, um Katastrophen durch Naturgewalten besser vorzubeugen und vorherzusagen.

Daneben haben wir als institutioneller Akteur auch eine gesellschaftliche Verantwortung gegenüber unseren Aktionären, Lieferanten und Kunden. Wir müssen weiter handeln, um die Dinge zu verändern und eine bessere Welt zu versichern, sei es durch unseren eigenen CO2-Fußabdruck oder über unsere Finanzinvestitionen.

Lesen Sie auch...

 

Marie-Hélène Massard tritt der Foyer-Gruppe als stellvertretende CEO bei.

 

Rat von Foyer S.A.: Nach 40 Jahren Tätigkeit übergibt François Tesch den Staffelstab.

 

Foyer S.A. erwirbt Globality S.A.